Die Orgeln von St. Marien Lemgo
Die Kirche St. Marien in Lemgo verfügte bereits im 15. Jahrhundert über zwei Orgeln.
Die Ott-Orgel
Die große Hauptorgel an der Westempore wurde zunächst im Jahr 1887 von Ernst Klassmeier erbaut. Diese erste große Hauptorgel wurde allerdings bei Bauarbeiten im Jahr 1964 entfernt und zehn Jahre später durch eine neue Orgel, die von Paul Ott errichtet wurde, ersetzt.
Im Jahre 2015 wurde die Ott-Orgel durch den Orgelbaumeister Hans-Ulrich Erbslöh/Hamburg generalüberholt und neuintoniert. Mit ihren 45 Registern und vier Manualen zählt sie zu den größten Orgeln Ostwestfalens.
Die Schwalbennestorgel
Nachweisbar ist die erste Orgel in St. Marien Lemgo für das Jahr 1455. In den Jahren 1586-1595 erbaute der Orgelbauer Slegel aus den Niederlanden ein Schwalbennest in der St. Marien Kirche. Das Hauptgehäuse ist heute noch zu sehen.
In den Jahren 1612-1613 wurde die kunstvolle Empore mit den beiden seitlichen Gehäusen für das Pedalwerk und die Prospektpfeifen im Hauptgehäuse von der Orgelbauerfamilie Scherer aus Hamburg hergestellt, so wie alles heute zu sehen ist. Meister Fritse wird genannt. Charakteristische Parallelen zwischen erhaltenen Orgelpfeifen der Lemgoer Orgel und denen der Tangermünde Scherer-Orgel haben alle Zuschreibungszweifel ausgeräumt.: „Meister Fritse war Fritz Scherer aus der bedeutenden Hamburger Orgelbaufamilie."
Nach einem Wasserschaden im Turm im Jahre 1661, wurden Springladen in die Orgel eingebaut. Die originalen Springladen aus dem 17.Jh. im Hauptwerk und Pedal sind die ältesten bekannten Beispiele für die aufwendige Konstruktion, die im Westfälischen Orgelbau bis in das 18. Jh, gebaut wurden.
Veränderungen über die Jahrhunderte machten das Instrument im 19. Jh. unspielbar. Die Orgel wurde im 20. Jahrhundert zur sogenannten Heldenorgel, da die Verstorbenen des 1. Weltkrieges an die Unterseite aufgezeichnet wurden und bis jetzt dort verewigt sind. In den Jahren 1932/33 rekonstruierte Friedrich Klassmeier (Lemgo) unter Mitwirkung von Christhard Mahrenholz das Orgelwerk weitgehend in seiner ursprünglichen Form. Die Firma Paul Ott aus Göttingen betreute nach dem 2. Weltkrieg das Instrument bis in die 90er des letzten Jahrhunderts. 1950/61 erneuerte und erweiterte Paul Ott das Instrument auf drei Manuale und 27 Register.
Ab dem Jahr 2001 machte sich die Gemeinde auf, eine Restaurierung der Schwalbennestorgel vorzunehmen. Als Kurator wirkte Harald Vogel mit, so dass eine vorbildliche Restaurierungsrekonstruktion im Jahr 2010 stattfinden konnte. Da die Gemeinde eine zweite moderne Orgel besitzt, war ein kompromissloser Weg mit mitteltoniger Stimmung, kurzen Oktaven in allen Manualen und im Pedal, sowie dem hohen Ton frei. Dem Orgelbauer Rowan West aus Altenahr und dem Organologen Koos von de Linde ist mit der Rekonstruktion eine wegweisende Arbeit gelungen und der Orgellandschaft Westfalen-Lippe ein großartiges Instrument zurückgegeben worden.
Historische Instrumente in St. Marien
In der Kirche St. Marien in der Alten Hansestadt Lemgo steht mit der im Jahre 2010 restaurierten Schwalbennestorgel von 1613 ein Instrument von europäischer Bedeutung als Mittelpunkt für Konzerte, musikalische Gottesdienste und Veranstaltungen im Rahmen des Musikfestivals „mixTour“ zur Verfügung. In Konzerten und Gottesdiensten mit dieser Renaissance-Orgel wird den Zuhörern die Klangwelt des 16. und 17. Jahrhunderts nahe gebracht. Der hohe Stimmton bei a=472Hz (ein ¾ Ton höher als der normale Kammerton) und die mitteltönige Stimmung machen es unmöglich mit Instrumenten unserer Zeit zusammen zu musizieren.
Die Kirchengemeinde St. Marien hat daher auf Anregung von Kantor Volker Jänig und mit Hilfe von Spendengeldern Instrumente in historischer Bauart und Stimmung, je zwei Sopran-, Alt-, Tenorflöten, zwei Zinken und drei Posaunen angeschafft, auf denen die Instrumentalisten direkt mit der Schwalbennestorgel musizieren können. So wird das Musizieren der kirchlichen Kammermusik, geistlicher Konzerte u.a. möglich und die alte Tradition wieder lebendig.
Orgelführungen
Gerne bieten wir Orgelführungen für interessierte Gruppen an. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an KMD Kantor Volker Jänig.